Stellungnahmen im VENDING report DACH 01-2022

Verbandsfragen Stellungnahmen im VENDING report DACH 01-22

1. Wie beurteilen Sie das Jahr 2021 wirtschaftlich als Verband? Wie für Ihre Mitglieder?

AW> 2021 war erneut ein Jahr der Deckel. Gedeckelt wurde nicht nur der VAFA, indem wir wiederholt unsere Jahreshauptversammlung absagen mussten, gedeckelt sind inzwischen auch eine Reihe unserer Mitgliedsfirmen, einerseits aufgrund der Pandemie-Entwicklung und andererseits der damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten; hin bis zu der Inflationsentwicklung, die zwar noch nicht beunruhigt, jedoch ob der immensen Staatsausgaben (EU und D) schon aufhorchen lässt. Dass durch die Pandemie insbesondere Mittelstand und Kleingewerbe massiv beeinträchtigt werden ist unverkennbar. Man sieht’s immer mehr, auch an den Leerständen in unseren Städten. Und auch an unseren Mitgliedsfirmen gehen die Belastungen nicht spurlos vorbei. Die Erträge sinken, die Kosten steigen (und seien es die, welche uns der Gesetzgeber pandemiebedingt aufbürdet) und über die Gewinne wollen wir hier erst gar nicht diskutieren. Es darf bei alledem nicht verwundern, wenn sich Unternehmer in einer solchen Situation von Politik und Verwaltungen nicht mehr verstanden und allein gelassen fühlen. Zwar wurde (nicht nur bei den Hochwasseropfern) wieder einmal „rasche und unbürokratische Hilfe“ versprochen, doch meist beansprucht die Beantragung die letzten noch vorhandenen Nerven. Die Betroffenen verlangen keine Almosen sondern die Hilfe, die Ihnen zusteht, denn der Staat und seine Administration, finanziell auch von unseren Mitglieder getragen, hat in diesen Zeiten auch für uns da zu sein. Ohne Wenn und Aber.

2. Thema Mitarbeitermangel: Welche Unterstützung bieten Sie hier Ihren Mitgliedern? Wie könnte man mehr junge Menschen in die Vending-Welt einführen? Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen bei diesem Thema & wie kann man diese lösen?

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Vorbemerkung: Unser Mitarbeitermangel ist hausgemacht. Wir holten in den 60er Jahren und danach u. a. Italiener, Griechen, Portugiesen und Türken in unser Land, die qualifiziert waren oder wurden und auch die deutsche Sprache recht gut lernten. Warum? Wir brauchten Arbeitskräfte, von denen wir nicht genug hatten. Und wir bekamen als Zugabe z. B. Speiseeisspezialisten und Pizza-Bäcker mitgeliefert. Damals klappte das. Heute ist das wieder angesagt, mit Leuten, die halt woanders herkommen, wird aber durch viel bürokratischen Kram erschwert und sogar verhindert. Da sind also die Leute, die wir bräuchten, die wollen, aber nicht dürfen. Warum nur? Dabei ist das alles heute nicht viel anders. Zurück zu unseren ToDos: Eine eigene Professionalität mit anspruchsvollem Niveau muss verstärkt und kontinuierlich nach außen kommuniziert werden, um Interesse zu wecken und anzukommen. Offenheit und Wertschätzung nach außen (auch gegenüber potenziellen Interessenten / Mitarbeitern) sowie die Bereitschaft zu größerer Branchentransparenz und der Weitergabe unseres Knowhows, das ist die Basis und zugleich ein langer Weg.
Eine einmalige Ausbildungsinitiative, die reicht nicht. Vielleicht eher für Interessenten sogenannte „Schnuppertouren“ zum Kennenlernen des Jobs. Oder der Tag der offenen Tür, bei dem wir darlegen, welche Leistungen wir täglich so erbringen. Das wissen übrigens die wenigsten Externen, auch viele unserer Kunden nicht. Es zum Geheimnis zu machen und im Top-Secret-Denken zu verharren, bringt nichts; das Gegenteil ist der Fall und bringt uns weiter.

3. Thema Homeoffice: Bald könnte es wieder einen harten Lockdown geben. Wie sollte sich hier ein Operator im kommenden Jahr aufstellen bzw. hierauf vorbereiten? Sollte er in neue Märkte investieren, um den Verlust im OCS auszugleichen? Wenn ja, in welche? Was kann er dieses Mal anders machen, als im ersten Lockdown?

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Wie sich unsere Branche aufstellen sollte? Schwierig hier zu antworten. Schnell zu handeln oder abwarten? Beides kann falsch und richtig sein. Die politischen Rahmenbedingungen werden sich auf jeden Fall verändern. Inwieweit davon unsere Branche betroffen ist, lässt sich kaum vorhersagen. Die Rahmenbedingungen dürften für uns jedenfalls nicht besser werden.
Bevor Automaten-Fachaufsteller / Vending-Operator nun in neue und ihm möglicherweise unbekannte Märkte investiert, sollten schon einige Voraussetzungen erfüllt sein, nämlich > zunächst im eigenen Unternehmen/Marktsegment das abzusichern, was sich auch abzusichern lohnt > sich von dem zu trennen, was sich nicht lohnt oder belastet (z. B. überalterte Technik, ungute Rahmenbedingungen, Standplätze und ggf. auch Mitarbeiter) > das weiterzuentwickeln, was (noch) wächst und Erfolg verspricht. Schließlich ist es wie bei einer Heirat. Die Junge, Gute und Schöne ist interessant und hat die besten Chancen. Oder?
OCS war lange Jahre zukunftsträchtig; für unsere Branche so lange, wie die Offices groß genug und „bewohnt“ waren. So sieht es auch mit dem vermeintlich attraktiven Online-Shop aus, über den so mancher Automaten-Fachaufsteller / Vending-Operator nachdenkt. Durchaus verlockend. Es ist da sicher nicht falsch, einmal zu hinterfragen, wie denn die einstigen Büro-Kunden, jetzt im Home-Office, erreicht werden sollen. Auf dieser Basis ein Handelsgeschäft aufzubauen, das muss ins Auge gehen. Der Kunde wird den Angebotspreis vergleichen:
1. mit dem bisherigen Abgabepreis am Automaten
2. mit den Preisen bei Lidl & Co.
3. mit Online-Lieferanten, die größer sind, es besser können, schneller und auch noch preiswerter sind.
Resümee: Es ist sicher kein Fehler, die eigenen Potenziale auszumachen und einmal systematisch zu hinterfragen. Das ist in jedem Fall der erste Schritt. Ein Jeder hüte sich jedoch davor, in diesen engen Zeiten zu eng zu denken oder sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Gut also, wenn Sie in Ihrem Kompetenz-Segment bleiben und einfach darüber nachdenken, was den Kunden da noch fehlt… z. B. andere und weitere Automaten.

2022-01-31T11:24:23+01:00